Leitantrag des Jungen BLLV 2023

Macher*in - von Zeit wird’s zu machen, jetzt!

Jeden Tag findet an rund 6.300 Schulen in Bayern Unterricht für über 1,6 Millionen Schüler*innen statt - ermöglicht durch über 150.000 ausgebildete Lehrkräfte1. Die Belastungen der vergangenen Jahre, wie die Pandemie, Kriege oder der Lehrkräftemangel verändern die Gesellschaft und somit auch den Schulalltag nachhaltig. Noch nie zuvor wurde das Bildungssystem der Art auf die Probe gestellt und offenbart mehr denn je seine Schwächen.

Was in den vergangenen Jahrzehnten an diesem Bildungskonstrukt gebröckelt hat, wurde nur notdürftig zusammengehalten. Politik, Lehrkräftegesundheit, Lehrkräftebildung, Wertschätzung sowie Arbeits- und Rahmenbedingungen sind die tragenden Säulen des Bildungssystems und zeigen mehr denn je, wie sie unter den aktuellen Belastungen unnötig unter Spannung gesetzt werden und immer größere Risse bekommen.
Dennoch findet jeden Tag an den rund 6.300 Schulen in Bayern Unterricht für über 1,6 Millionen Schüler*innen statt.
Wir fordern offene Politik, gestärkte Lehrkräftegesundheit, zeitgemäße Lehrkräftebildung, verbesserte Arbeits- und Rahmenbedingungen und echte Wertschätzung.
Die Zeit zu handeln ist längst überfällig! Für dieses Handeln brauchen wir MACHER*INNEN!

Wir fordern: Offene Politik

Wir Macher*innen wollen und brauchen offene Politik:

Guter Unterricht ist geprägt von Transparenz und Mitgestaltung. Ein gutes Arbeitsumfeld lebt von Transparenz und Mitgestaltung. Wieso also fehlen genau diese Grundsätze bei den politischen Verantwortlichen, die eine tragende Rolle in der bayerischen Bildungslandschaft spielen?

Wir Macher*innen möchten mitreden, mitdenken, mitgestalten und mittragen.

Wir fordern von den politischen Verantwortlichen eine offene und stetige Kommunikation mit uns Lehrkräften als Expert*innen der Bildungslandschaft und gleichzeitig bieten wir unsere Ideen und Visionen, um gemeinsam die Schule der Zukunft zu formen. Wir brauchen keine Entscheidungen, die über den Köpfen der Lehrkräfte hinweg außerhalb der Schule getroffen werden. Wir fordern nachhaltige und durchdachte Lösungen bei deren Findung wir miteinbezogen werden, Lösungen, die auf allen Ebenen Früchte tragen – Lehrkräftebildung, Unterricht, Schulleitung, etc.

Es ist längst an der Zeit, dass die politischen Verantwortlichen den Ernst der Lage erkennen und handeln. Nehmen Sie uns mit und lassen Sie uns gemeinsam als Macher*innen die Schule der Zukunft formen!

Wir fordern: Gestärkte Lehrkräftegesundheit

Wir Macher*innen müssen gesund sein.

Die derzeitigen Belastungen unseres Berufes bringen uns jedoch oft an und über unsere Grenzen. Fehlende Unterstützungsangebote, eine sehr hohe Arbeitslast, fehlende Flexibilität in der Ausübung unseres Berufes und mangelnde Wertschätzung dürfen nicht dazu führen, dass Lehrkräfte aller Altersklassen letztlich aufgrund ihrer physischen und psychischen Gesundheit dem Beruf den Rücken kehren. Auch immer mehr Junglehrkräfte leiden unter immer massiveren gesundheit-lichen, vor allem psychischen Beeinträchtigungen und müssen daher ihre Stundenzahl reduzieren oder den Beruf verlassen.

Der Lehrberuf ist vielfältig und anspruchsvoll, deshalb muss in allen drei Phasen der Lehrkräfte-bildung ein besonderes Augenmerk auf die Lehrkräftegesundheit gelegt werden.

Wir Macher*innen müssen gesund bleiben.

Wir fordern daher den Abbau von Bürokratie, eine Reduzierung und bessere Verteilung von Ver-waltungsaufgaben ohne gleichzeitige Erhöhung der Unterrichtspflichtzeit, Unterstützungsangebote in Form von multiprofessionellen Teams in der Schule, hohe Flexibilität in den Zeitmodellen, die Möglichkeit zur Auszeit sowie niederschwellige Beratungsangebote und individuelle ge-sundheitsfördernde Angebote vor Ort an den Schulen.

Wir fordern: Zeitgemäße Lehrkräftebildung

Wir Macher*innen verdienen eine flexible, moderne und individuelle Lehrkräftebildung, die auf die vielfältigen Facetten des Berufes vorbereitet.

Die Anforderungen an Schule haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert - und sie werden weiter wachsen. Viele angehende, aber auch erfahrene Lehrkräfte fühlen sich nur noch schlecht auf aktuelle und künftige Herausforderungen vorbereitet. Um diesem Problem entgegen-zuwirken, bedarf es nicht nur einer qualitativ hochwertigen Lehrkräftebildung, bei der die Inhalte kontinuierlich evaluiert und zeitgemäß aktualisiert werden. Es braucht zudem Flexibilität in allen drei Phasen der Lehrkräftebildung, sowohl in der inhaltlichen als auch der zeitlichen Ausgestaltung. Außerdem benötigt es eine Reform, die uns bereits in der ersten Phase mehr begleitete Praxiserfahrungen und eine nachhaltigere Vorbereitung auf den Schulalltag ermöglicht. Inklusion, Integration und Digitalisierung sind nur ein paar der vielen Herausforderungen, die uns täglich in der Schule begegnen. Auch die zweite und dritte Phase der Lehrkräftebildung benötigt daher mehr Zeit für Fortbildungen und kollegiale Zusammenarbeit, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Wir lehren unseren Schüler*innen, wie wichtig die Arbeit im Team und gegenseitige Unterstützung ist. Genau dafür fehlt im Schulalltag aber oft die Zeit - das kann und darf nicht sein!

Wir fordern: Verbesserte Arbeits- und Rahmenbedingungen

Wir Macher*innen brauchen verbesserte Arbeits- und Rahmenbedingungen an Schulen, die uns das „Machen“ ermöglichen.

Wir fordern eine verbesserte Ausstattung von Schulen, die an den Bedürfnissen der Lehrkräfte und Schüler*innen orientiert ist. Nur so kann das Potential des Raumes als “dritter Pädagoge” vollständig ausgeschöpft werden.


Nicht nur der Raum an sich, sondern auch die Digitalisierung innerhalb dieses Raumes ist es-senziell für die Bildungsqualität. Eine gut durchdachte und vor allem funktionsfähige Digitalisierung kann und soll den Unterricht bereichern, Lehrkräfte entlasten und zur zeitgemäßen Bildung beitragen. Dafür braucht es nicht nur die notwendige Hardware, sondern auch die technischen Expert*innen vor Ort, um diese zu implementieren und zu nutzen. Um Chancengleichheit zu ge-währleisten, braucht es zudem einheitliche Ausstattungen und Vorgaben zur Verwirklichung ge-lungener Digitalisierung.

Verbesserte Arbeits- und Rahmenbedingungen an Schulen bedeuten auch, dass multiprofessionelle Teams, bei denen jede Fachkraft ihre ausgebildete Profession ausübt, endlich Realität werden. Aufgaben wie Inklusion, Integration oder eben die Digitalisierung, können nur dann ge-lingen, wenn Lehrkräfte dauerhaft und kontinuierlich mit professionell ausgebildeten Fachkräften zusammenarbeiten können. Wir fordern, dass den Schulen die notwendigen Ressourcen zur Ver-fügung gestellt werden, damit unsere Profession des Unterrichtens und Erziehens wieder im Mittelpunkt steht und wir bestmöglich auf die Bedürfnisse unserer Schüler*innen eingehen können.

Macher*innen brauchen Zeit zur Ausübung unserer Profession. Die Erhöhung der Stundenzahl und die Weiterführung eines Arbeitszeitkontos, etc. führt zu einer weiteren Belastung für uns Lehr-kräfte, die zwangsläufig zu Lasten unserer Schüler*innen geht. Wir brauchen Zeit, um den Be-dürfnissen unserer Schüler*innen den nötigen Raum zu geben. Wir brauchen Zeit für einen kolle-gialen, inhaltlichen, pädagogischen und methodisch-didaktischen Austausch zwischen Lehrkräf-ten, Fachlehrkräften und anderen Professionen. Wir brauchen Zeit! Wir fordern eine zeitliche Ent-lastung, um unseren Fokus wieder auf das Unterrichten und Erziehen setzen zu können.

Wir fordern: Echte Wertschätzung

Wir Macher*innen leisten einen unverzichtbaren Beitrag für unsere Gesellschaft.

Unsere Arbeit spielt eine unbestritten wertvolle und unersetzliche Rolle in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Eine Kultur der Wertschätzung für uns Lehrkräfte entsteht nur, wenn die Bedeutung unseres Handelns und unserer Herausforderungen von den politischen Verantwortlichen und der Gesellschaft endlich verstanden und anerkannt werden.
Wertschätzung ist auch innerhalb der Schulgemeinschaft für ein gutes Arbeitsklima und eine positive Zusammenarbeit unerlässlich. Um die Motivation und Leistungsbereitschaft des gesamten Schulpersonals zu verbessern, braucht es dringend eine Schulpolitik, die Leistungen und Herausforderungen aller Lehrkräfte angemessen anerkennt und wertschätzt und somit das Ansehen und die Attraktivität des Lehrkräfteberufs steigert. Auch eine Anpassung der monetären Wertschätzung für Fach- und Förderlehrkräfte ist unverzichtbar.
Wir fordern daher mehr Wertschätzung und Anerkennung für unsere Arbeit auf allen Ebenen – sowohl innerhalb als auch außerhalb der Schule, denn nur so schaffen wir ein positives und pro-duktives Lernumfeld für unsere Schüler*innen.

Wir haben: Idealismus und Leidenschaft

Wir Macher*innen, die jeden Tag an den Schulen unterrichten, sind diejenigen, die unser Bil-dungssystem tragen und aufrechterhalten. Ohne uns motivierte, leidenschaftliche und idealisti-sche Lehrkräfte würde unser Bildungssystem unter den aktuellen Belastungen zusammenbre-chen. Wir Macher*innen sind mehr denn je gefordert.

Wir sind es, die regelmäßig über Belastungsgrenzen hinaus arbeiten, getragen vor allem von der intrinsischen Motivation und der Leidenschaft für den Beruf. Wir wissen, dass wir Schüler*innen in ihren prägenden Jahren begleiten, möchten jeden möglichst individuell fördern und Werte sowie Wissen vermitteln. Die vielen schönen Momente mit unseren Schüler*innen geben uns dabei Kraft weiterzumachen. Für diese Arbeit brennen wir jeden Tag und wissen gleichzeitig, dass unsere Leidenschaft allein das Bildungssystem auf Dauer nicht tragen kann.

Wir brauchen deshalb unbedingt mehr Wertschätzung, verbesserte Arbeits- und Rahmenbedin-gungen, eine zeitgemäße Lehrkräftebildung und eine offen gestaltete Politik, die auch die Lehr-kräftegesundheit nicht vernachlässigt.
Wir sind es, die unser Bildungssystem aktuell mit unserer Leidenschaft aufrechterhalten.

Es braucht unsere Leidenschaft, damit Schule, wie sie heute ist, funktioniert.
Es braucht unsere Leidenschaft, damit Schule, wie sie sein kann, weitergedacht wird.
Es braucht unsere Leidenschaft, damit Schule, wie sie sein sollte, weiterentwickelt wird.

Wir müssen gemeinsam daran arbeiten ein stabiles Bildungssystem aufzubauen. Eines, in dem wir Lehrkräfte die Expert*innen sind und mitgestalten.

Wir WISSEN, wie Schule sein sollte, wir WISSEN, was unsere Schüler*innen bräuchten. Schule KANN viel bewirken, aber sie KÖNNTE noch so viel mehr.

Deshalb: Hört unsere Forderungen, nehmt uns ernst und lasst uns endlich MACHEN!