Die Themenwoche für Fachlehrkräfte geht in die zweite Runde
Bereits 2022 haben wir eine Themenwoche den Fachlehrkräften gewidmet. Dabei standen die Ausbildung und die Fachbereiche im Fokus. In dieser Themenwoche setzen wir uns mit den schwierigen Arbeitsbedingungen der Fachlehrer*innen auseinander und zeigen klare Forderungen und Lösungsvorschläge auf.
Fachlehrer*innen spielen unbestritten eine zentrale Rolle in unserem Bildungssystem. Trotz allem sehen sie sich vielen ungerechten Arbeits– und Rahmenbedingungen ausgesetzt, die eine große Belastung für sie darstellen und für Schüle*innen große und langfristige Defizite verursachen:
Der Lehrkräftemangel und die schlechte Raumausstattung an vielen Schulen führt dazu, dass Fachlehrkräfte sowohl im Bereich Werken und Gestalten als auch in anderen praxisorientierten Fächern mit viel zu großen Gruppen und ungeeigneten Räumlichkeiten arbeiten müssen.
Der Fachunterricht erfolgt häufig in zu kleinen Räumlichkeiten, in denen die Kinder gezwungen sind, sich z.B. eine Kochnische, eine Werkbank oder einen PC zu teilen oder er muss im Klassenzimmer erfolgen, in dem die Ausstattung offensichtlich gänzlich fehlt. Es mangelt also bereits an einer ausreichenden Lern- und Ausbildungsgrundlage. Zudem sind die Gruppen von ca. 24 Kindern zu groß, um jedes Kind bei der komplexen Arbeit mit vielseitigen Werkstoffen zu unterstützen.
Trotz geringerer Besoldung haben Fachlehrkräfte ein höheres Stundendeputat als die universitär ausgebildeten Lehrkräfte (bzw. „wissenschaftlicher Unterricht“). Dies stellt eine immense Belastung dar, vor allem, da Fachlehrkräfte ihr Stundendeputat auf sehr viele verschiedene Klassen verteilen müssen. Dementsprechend sollte das Stundendeputat der Fachlehrkräfte, an das Deputat der Lehrkräfte der jeweiligen Schulart an der sie arbeiten, angepasst werden.
Fachlehrkräfte steigen in der Besoldungsstufe A10 ein. Die meisten Fachlehrkräfte haben keine weiteren Aufstiegsmöglichkeiten, wenn sie A11 erreicht haben. Wir sprechen hier von einem Beförderungskegel oder Stellenkegel, da mehr als 80% der Fachlehrkräfte in dieser Stufe verweilen. Das bedeutet in der Realität, dass viele junge Fachlehrkräfte bereits nach der zweiten Beurteilung keine weiteren Aufstiegschancen haben, wenn sie sich nicht auf eine Seminarleitung oder eine Stelle als Systembetreuer*in bewerben.
Das darf nicht sein, denn Leistung muss belohnt werden! Es braucht mehr Aufstiegsmöglichkeiten für motivierte Fachlehrkräfte. Zusätzlich ist die Höhe der Stellenzulage für Fachberater*innen eine dringliche Forderung. Die Stellenzulage muss zeitnah erhöht werden!
Fachlehrkräfte haben zusätzlich zu ihrem höheren Stundendeputat durch die Vielzahl an Klassen, die sie unterrichten, einen enormen zusätzlichen Aufwand, wenn es um die Zusammenarbeit mit anderen Lehrkräften, Eltern und anderem schulischen Personal geht. Der Zeitbedarf für Teamsitzungen, Arbeitsgespräche, Inklusionsgespräche, Jahrgangsstufen- und Fachlehrerkonferenzen, im Sinne einer verzahnten Bildungs- und Erziehungsarbeit an Grund-, Mittel- und Förderschulen, an denen die schulpraktischen Fächer einen enorm hohen Stellenwert haben, ist sehr hoch. Dem muss Rechnung getragen werden durch Anrechnungsstunden für besondere Dienstaufgaben, wie z. B. bei der Konzeption und Betreuung der Projektprüfung, der Fachraumbetreuung, etc.
Ein Zeichen guten Willens war die Gewährung einer Anrechnungsstunde für Fachlehrkräfte, die an mehr als zwei Schulstandorten eingesetzt werden. Hier wurde auf Anordnung des Kultusministeriums die bisherige KANN-Bestimmung zur Mehrhäusigkeit in eine SOLL-Bestimmung gewandelt. Dies wird jedoch gerade in Zeiten des Lehrkräftemangels nicht in allen Schulämtern gewährt. Eine konsequente Umsetzung und ein Ausbau dieser Anrechnungsmöglichkeit ist eine Forderung des BLLV.
Der BLLV hat die Belastung der Fachlehrkräfte abgefragt und damit eine Argumentationsgrundlage geschaffen. Mehr Infos dazu findest du hier.