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Einstellungszahlen September 2022

Berufsstart unter verschärften Bedingungen

„Lehrerberuf muss für Nachwuchs attraktiver werden“ - mit der so titulierten Pressemitteilung wendet sich der Jungen BLLV nach Veröffentlichung der Einstellungszahlen für das kommende Schuljahr an die Öffentlichkeit. Dies beinhalte sowohl die Ausbildung, als auch die Rahmenbedingungen, wie etwa die Besoldung.

Die Volleinstellung an GS und MS sowie für FL und FÖL im September 2021 ist höchst erfreulich für die jungen Kolleg*innen – der zugrundeliegende, gravierende Lehrermangel ist jedoch ein Armutszeugnis einer verfehlten Personalpolitik. Der Berufsstart für die Junglehrerkräfte findet unter deutlich verschärften Bedingungen statt, denn die steigenden Herausforderungen müssen mit immer weniger Personal gestemmt werden.

Lehrermangel setzt auch Berufseinsteiger*innen unter enormen Druck

"Wir freuen uns sehr für alle Lehrkräfte, die das Angebot einer Planstelle erhalten haben und im kommenden Schuljahr 2022/23 ihren gewählten Beruf ausüben können", gratuliert Monika Faltermeier, 1. Vorsitzende des Jungen BLLV, den neuen Kolleg*innen.

Gleichzeitig ist es ihr wichtig, in diesem Zuge auf das zugrunde liegende Problem der verfehlten Personalpolitik hinzuweisen: "Diese Volleinstellung an Grund-, Mittel- und Förderschulen ist nur möglich, weil wir einen eklatanten Lehrermangel an diesen Schularten bzw. bei Fach- und Förderlehrer*innen haben. Obwohl der gesamte Prüfungsjahrgang eingestellt wurde, gibt es im nächsten Schuljahr nicht genug Lehrer*innen, um dem Bildungsauftrag nachzukommen und den Kindern und ihren individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden." Auch Realschulen und Gymnasien steuern – insbesondere durch den Doppeljahrgang (G8/G9) - auf einen Lehrermangel zu.

Die junge Mittelschullehrerin weist außerdem auf die bereits jetzt herrschenden Missstände im Bereich der Förder- und Fachlehrer*innen hin: "Die Gruppengröße steigt und Fachlehrer*innen werden einer größeren Anzahl an Schulen zugeteilt. Auch Förderlehrer*innen werden verstärkt für Aufgaben eingesetzt, die nicht ihrer Ausbildung entsprechen, um die fehlenden Lehrkräfte auszugleichen. Das ist ein Armutszeugnis der Personalpolitik!"

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann kritisierte in einer Pressekonferenz am vergangenen Dienstag, 12. Juli, dass statt auf Planungssicherheit auf die Selbstausbeutung der Lehrkräfte gesetzt werde. „Diese Situation beutet Junglehrkräfte, die so in den Beruf einsteigen, besonders aus oder schreckt sie durch diese Rahmenbedingungen gar komplett vor der Ausübung ihres Traumberufs ab“, so Monika Faltermeier. Es müssten schleunigst Perspektiven geschaffen werden.

Flexible Lehrerbildung und attraktivere Rahmenbedingungen gefordert

Der BLLV und der Junge BLLV weisen bereits seit Jahren darauf hin, dass der Beruf der Lehrkraft attraktiver werden muss. "Eine Attraktivitätssteigerung und Flexibilisierung der Lehrerbildung ist dringend notwendig“, betonte der Vorstand des Jungen BLLV bereits vor einem Jahr. Zur Attraktivitätssteigerung gehört für sie neben besseren Rahmenbedingungen auch eine faire Entlohnung. Grund- und Mittelschullehrkräfte sowie Fach- und Förderlehrkräfte haben mit Abstand die höchste Unterrichtsverpflichtung (27-29h) und das heterogenste Schülerklientel, allerdings die geringste Besoldung (zwischen A9-A12). Auch eine Reform der Ausbildung könnte dem Schweinezyklus zwischen Arbeitslosigkeit und Personalmangel entgegenwirken: das Modell der flexiblen Lehrerbildung des BLLV zeigt, wie es funktionieren kann. Es geht vor allem um mehr Wertschätzung für Lehrkräfte aller Schularten.

„Unsere Schüler*innen verdienen es, motivierte, junge Menschen an ihrer Schulart vorzufinden, die ausreichend Ressourcen haben, die Schule von morgen zu gestalten. Nur so kann Bayern seine Vorreiterrolle im Bildungsbereich sichern und ausbauen“, appelliert Monika Faltermeier an die Politik.