Während der ersten bayerischen Junglehrerwoche von 17. bis 22. Mai 2021 lag der Fokus der Workshop-Angebote auf genau diesen fehlenden Kompetenzen und Inhalten. Der Andrang war entsprechend groß: Tausende Workshop-Teilnahmen verzeichnete der Junge BLLV in seinen vielfältigen Workshops.
Viele Workshopthemen kamen vor allem aufgrund von Lücken aus der Ausbildung so gut an. So etwa der meistbesuchte Workshop der Junglehrerwoche “Methodenkoffer 2.0”, der aufgrund der großen Nachfrage kurzfristig sogar wiederholt wurde. “Durch den fehlenden Praxisbezug im Lehramtsstudium sehen wir bei vielen einen regelrechten Praxisschock beim Einstieg ins Referendariat“, erläutert Monika Faltermeier, 1. Vorsitzende des Jungen BLLV. Einer, der Hauptgründe für die große Nachfrage an dem praxisorientierten Angebot dieses Workshops. Sie fordert, dass die Ausbildung besser auf das Berufsleben vorbereiten müsse.
Auch weitere Veranstaltungen, wie etwa “Leistung neu denken” oder Workshops zum Thema Elternarbeit, zeigen die Mängel der Lehrerausbildung. “Lehrer werden selbst mit veralteten Methoden ausgebildet, sollen dann aber plötzlich nach LehrplanPlus kompetenzorientiert unterrichten. Auf wichtige Aufgaben wie Elternarbeit werden viele nicht vorbereitet und sind dankbar über Zusatzangebote zu diesem Thema. Hier liegt doch eindeutig ein Fehler im System, wenn Lehrer*innen grundlegende Fertigkeiten in der Ausbildung nicht mitgegeben werden“, so Faltermeier. Sie steht deshalb auch hinter der Forderung der Lehramtsstudierenden im BLLV nach einem modernen 1. Staatsexamen und dem BLLV-Modell der flexiblen Lehrerbildung.
Junglehrer*innen schließen selbst Lücken, die der Dienstherr ignoriert
„Auch wenn wir das Engagement unserer jungen Kolleginnen und Kollegen tagtäglich erleben, waren wir angesichts ihres äußerst stressbehafteten Schulalltags beeindruckt über das große Interesse”, kommentiert Claudia Rauch, Vorsitzende des Jungen BLLV Oberbayern. “Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich sogar für mehrere Workshops Zeit freigeschaufelt.” Der Großteil der Angebote wurde von Junglehrer*innen für Junglehrer*innen angeboten. „Wir kennen die Lücken und wollen einander helfen, diese zu schließen. Die Referentinnen und Referenten, die selbst alle Vollzeitlehrkräfte sind, wissen genau, welche Kompetenzen und Inhalte es in der Praxis braucht.“
Gleichzeitig unterstreicht Faltermeier, dass die große Nachfrage und das Engagement zur Weiterbildung die mancherorts bestehenden Vorurteile über die “faulen Lehrer” widerlege. „Ich sehe eine Vielzahl an jungen Kolleginnen und Kollegen, die überaus engagiert auch in ihrer Freizeit daran arbeiten, Lücken aus der Ausbildung zu schließen, die sie nicht selbst verschuldet haben“, so Faltermeier. Sie würden sich Kompetenzen beispielsweise über Workshop-Angebote wie in der Junglehrerwoche aneignen, während sie in einem der durch die Coronapandemie herausforderndsten Schuljahre seit Jahrzehnten steckten. Sie betont dies, da sie die Wertschätzung aus der Gesellschaft für das Berufsbild gerade für junge Lehrer für sehr wichtig hält, um die Motivation und das überdurchschnittliche Engagement aufrecht zu erhalten. “Die Gewinner sind die Kinder und Jugendlichen, die wir mit modernen Methoden ganzheitlich auf die Zukunft vorbereiten wollen.”
Mitorganisatorin Claudia Rauch würdigt nach Abschluss der Woche das große Engagement aller Beteiligten: “Ich bin sehr stolz, dass wir als Junger BLLV die erste Junglehrerwoche in Bayern veranstaltet haben und somit stark an der Seite unserer Kolleginnen und Kollegen stehen. Ich freue mich auf eine Fortsetzung in 2022 und bedanke mich bei allen Referent*innen, Teilnehmer*innen und Mitorganisator*innen im Hintergrund für den äußerst gelungenen Auftakt!”